„Diversität tut Münster gut“

Im Rathaus gab es letzte Woche die Gelegenheit, interessante Einblicke in die vielfältigen Lebenswege von Migrant*innen in Münster zu gewinnen.

Flüchtlingshilfe und IntegrationTeilhabeRV Münsterland

Am Donnerstagabend gab es in der Rüstkammer des Rathauses zum wiederholten Male die Gelegenheit, interessante Einblicke in die vielfältigen Lebenswege und Erfahrungen von Vertretern der migrantischen Community Münsters zu gewinnen. Die sehr gut besuchte Veranstaltung fand im Rahmen des Projektes „Vielfalt zeigen – aktiv Teilhaben Münster“ statt, das vom Arbeiter-Samariter-Bund Münsterland in Kooperation mit AFAQ e.V. getragen und von der Stadt Münster gefördert wird.

Ziel des Projektes ist es, die Potentiale und Talente, die Migranten in die Stadtgesellschaft einbringen, sichtbar zu machen. An diesem Abend standen drei Personen im Fokus, die nach ihrer Vorstellung durch Ratsherr Dr. Georgios Tsakalidis aus ihrem Leben erzählten und anschließend mit dem Publikum diskutierten.

Eddin Saad Alouji kam als 18-jähriger Flüchtling aus Syrien nach Münster und lebte zunächst in einer WG mit 8 Personen aus verschiedenen Ländern, die sich nur notdürftig auf Englisch verständigen konnten. Er hat am Overberg-Kolleg den Schulabschluss gemacht und absolviert zurzeit eine Ausbildung zum Bürokaufmann. Er berichtete auch von der wichtigen Unterstützung durch einen Deutschlehrer und die Nachhilfe von Lernen fördern e.V. 

Isabel Ferreira Faria wurde 1971 als Kind portugiesischer Gastarbeiter in Rheine geboren. Sie lernte im Kindergarten und in der Grundschule Deutsch, wobei in den ersten drei Grundschuljahren der Unterricht hauptsächlich in Portugiesisch stattfand und danach erst die Entscheidung fiel, dass die Familie in Deutschland bleibt. In Rheine gab es eine portugiesische Community mit Vereinen und Angeboten für Sport und Tanzen. Viele gingen wie ihre Eltern in die Fabrik zur Arbeit, aber ihre Tante drängte auf eine Ausbildung. 1992 kam sie nach Münster und wurde 1996 Friseurmeisterin. Seitdem hat sie unzählige Jugendliche in ihrem Betrieb ausgebildet, auch aus Syrien, Türkei, Bulgarien und England. Da trotz sehr guter praktischer Fähigkeiten die theoretischen Abschlussprüfungen häufig aus sprachlichen Gründen schwerfallen, lässt sie die Auszubildenden in ruhigeren Phasen auch im Betrieb für die Prüfungen lernen.

Maria Salinas ist gebürtige Bolivianerin und lebt seit 29 Jahren in Münster. Sie hat zwei Kinder, ist von Beruf Finanzbuchhalterin und seit langem ehrenamtlich aktiv, erst im Mütterzentrum Münster und seit November 2020 als Vorsitzende des Integrationsrats Münster. Aufgrund ihrer eigenen, teilweise konträren Erfahrungen ist es ihr wichtig, dass Migranten, insbesondere Frauen, die Möglichkeit haben, alle für ihr Leben in Deutschland relevanten Informationen und Hilfsangebote frühzeitig und am besten muttersprachlich und niedrigschwellig zu erhalten.

Letzterem dienen auch die zahlreichen Angebote, die das Projekt Vielfalt Zeigen - aktiv Teilhaben in seinen Beratungsstellen leistet.

In der anschließenden Diskussion wurden auch einige der Dauerbrennerthemen angesprochen, die schon lange und immer wieder für eine gelingende Integration zum beidseitigen Nutzen von Zuwanderern und Münsteraner Stadtgesellschaft wichtig sind: Sprachkurse mit Kinderbetreuung, Anerkennung von Zeugnissen und Abschlüssen aus den Herkunftsländern, ausreichende Personalausstattung bei Ausländerbehörden.

Zum Abschluss konnten die Gäste noch am Büffet der ASB Zentralküche miteinander ins persönliche Gespräch kommen und dem Rat von Georgios Tsakalidis folgen: die so wichtigen informellen Netzwerke knüpfen.