Der Tag, als die Flut kam Kein Tag wie jeder andere

Protokoll: Tag der Flutkatastrophe am 15. Juli 2021 in der ASB Landesschule NRW in Erftstadt

 

Unruhiger Beginn

Der 15. Juli 2021 war für die Mitarbeiter*innen und Seminarbesucher*innen der ASB Landesschule schon früh kein Tag wie jeder andere. Bereits um 8.30 Uhr war die Erft über die Ufer getreten und die Feuerwehr in Erftstadt im Einsatz. In anderen Regionen Nordrhein-Westfalens waren bereits am Tag zuvor durch extreme Regenfälle heftige Überschwemmungen gemeldet worden; nun auch im Kreis Euskirchen. 

Der Keller des Pavillons, der zur Landesschule gehört, war schon überschwemmt – dank der anwesenden Kursteilnehmer*innen in der Landesschule konnten Möbel und Material hochgeräumt werden. 

Das Wasser steigt

Um 09:00 Uhr begann pünktlich der Lehrgangsbetrieb. An diesem Tag startete mit 17 Teilnehmenden ein neuer Kurs in der Breitenausbildung FEH – Fachausbilder Erste Hilfe mit den beiden Dozent*innen Patricia Dörr und Thomas Callian. Kurz nach 9.00 Uhr brachten Mitarbeiter*innen ihre Fahrzeuge vom Parkplatz vor der Schule in höher gelegene Gebiete, es gelang ihnen noch, zur Schule zurückzukommen. Das Wasser draußen stieg jedoch immer weiter an, der Parkplatz wurde langsam geflutet. 

Daraufhin wurde der Kurs offiziell abgebrochen. Einige Kursteilnehmer*innen, die schon am Abend zuvor ihre Autos weggefahren hatten, wollten diese nochmal schnell holen, um dann abzufahren. Es gelang ihnen allerdings nicht mehr, zur Schule zurückzukehren, der Wasserpegel war bereits zu hoch. Sie brachten sich anderweitig in Sicherheit, aber viele persönliche Gegenstände waren in der Schule zurückgeblieben. Niemand hatte damit gerechnet, nicht wieder zurück zu können.

Rettung in den ersten Stock

Schnell begannen dann die Sicherungsmaßnahmen im Hauptgebäude der ASB Landesschule: Die verbleibenden Teilnehmer*innen und Mitarbeiter*innen der Landesschule retteten aus den Büros im Erdgeschoss Hardware und Unterlagen so lange wie möglich ins erste Stockwerk. 

Zwischen 10:00 Uhr und 10:30 Uhr brach jedoch ein Damm in der Nähe und überflutete das ganze Gelände der Landesschule in Erftstadt-Frauenthal; der Wasserpegel steigt im gesamten Gebäude auf ca. einen Meter im Erdgeschoss. Die Umgebung – Straße, Parkplatz mit Autos, Garten - wurden komplett geflutet. Die Verbliebenen retteten sich in den ersten Stock. Es gab keinen Strom mehr. Das Gebäude zu verlassen, war unmöglich geworden.

Wann kommt Hilfe?

Gegen 10:40 Uhr hatten sich alle im ersten Stockwerk der Landesschule eingerichtet, aber die Unsicherheit ist groß: Wie hoch wird der Wasserpegel noch steigen? Wie und wann kommen wir hier wieder raus? Hält das Gebäude den Wassermassen stand? Dass die Steinbachtalsperre in der Nähe zu brechen drohte, erschwerte die Einschätzung der Lage. Informationen drangen vereinzelt über Handygespräche zu den Eingeschlossenen durch. Aber niemand wusste, wie es weitergeht. Die Faktenlage war unklar. Umso wichtiger sind klare Verhaltensregeln für alle: Niemand geht mehr ins Erdgeschoss! Leere Flaschen wurden mit Leitungswasser gefüllt, das zum Glück noch verfügbar war; eine zentrale Lebensmittelstation wurde eingerichtet.

Am frühen Nachmittag waren erste Helikopter über der Landesschule zu hören, aber erst am späten Nachmittag beginnen die ersten Evakuierungen in der Nachbarschaft. Die Kursteilnehmer*innen und Mitarbeiter*innen in der Landesschule ziehen in den zweiten Stock um. Es war nicht absehbar, wann sie die Schule verlassen können oder eine Evakuierung möglich ist. Niemand konnte einschätzen wie hoch das Wasser noch steigen wird. 

Die Rettung und am nächsten Tag ging es weiter

Dann – gegen 20.00 Uhr – begann die Evakuierung der Eingeschlossenen in der Landesschule per Helikopter. Einer nach dem anderen kletterte durch die Dachluke auf das Dach und wurde von dort zunächst nach Liblar gebracht und dann weiter nach Hause oder ins Hotel nach Köln.

Drei Personen übernachteten in der Schule. Erst am kommenden Morgen, den 16.7.2021 war das Wasser soweit abgeflossen, dass ein Verlassen der Schule möglich wurde. Die Schäden waren immens.  
Die Teilnehmer*innen, die tags zuvor von ihren Autos aus nicht zur Landesschule zurückkehren konnten, wurden am Tag der Flut in einer Karawane nach Köln gelotst, viele hatten ihre persönlichen Gegenstände in der Schule gelassen, hatten kein Geld, manche hatten keine Schuhe. Sie wurden von Samariter*innen in Köln in Empfang genommen, mit Geld ausgestattet, um das Notwendigste zu kaufen und in einem Hotel untergebracht.

Da das Wasser in Erftstadt schnell ablief, konnte am nächsten Tag mit einem Transporter das gesamte Gepäck nach Köln gebracht werden. Dank der Kolleg*innen im Bevölkerungsschutz konnten alle Betroffenen von zwei Mitarbeit*innen der Psychosozialen Notfallvorsorge, PSNV, betreut werden - eine große Hilfe und gute Unterstützung, um die bedrohlichen Erlebnissen zu verarbeiten. Bereits drei Tage später, am Montag den 19. Juli 2021, ging der Kursbetrieb der ASB Landesschule weiter - in Ausweichräumen des ASB NRW in Köln.

Wir bauen wieder auf

Direkt nach der Flut wurden die immensen Schäden sichtbar, Keller und Erdgeschoss waren überflutet, ebenso der Pavillon. Nun hieß es Aufräumen und Entrümpeln. Erste Sanierungsmaßnahmen wurden in Angriff genommen. Es wurde geplant und neu durchdacht. Anfang Juli 2022 sind Bauarbeiten am Pavillon gestartet, der voraussichtlich ab Dezember wieder in Betrieb gehen kann. 

Über den Fortschritt der Baumaßnahmen informieren wir ab sofort regelmäßig auf unserer Website.

Danke an alle, die dazu beitragen, dass unsere ASB Landesschule trotz allem weiter reibungslos funktioniert. 

Weitere aktuelle Informationen über die ASB Landesschule NRW
 

Ansprechpartner*in

Dr. Dorothee SalletLeitung Abteilung Bildung | kfm. Leitung Rettungsdienstschule

ASB Landesschule NRW
Carl-Schurz-Straße 191
50374 Erftstadt

02235 92728-28
sallet(at)asb-nrw.de

Brigitte BauerLandesschulleiterin

ASB Landesschule NRW
Carl-Schurz-Straße 191
50374 Erftstadt

02235 92728-20
bauer(at)asb-nrw.de