Interview zum Thema Community Building mit Daniel Wassenberg und Bärbel Deußen ASB Region Düsseldorf e.V.

Hallo zu unserem heutigen Interview zum Thema Community Building in eurer Arbeit. Erzählt uns doch mal kurz, welche Projekte ihr uns mitgebracht habt? 

Bärbel Deußen: Ich bin zuständig für Freiwilligenarbeit und Seniorenarbeit beim ASB Düsseldorf und habe drei Projekte mitgebracht. Einmal die Seniorennetzwerke, das ist eine Plattform für Menschen nach dem Berufsleben. Außerdem unsere Geschichtsschreiber*innen. Für die Begleitung derer werden ehrenamtliche Netzwerkgruppen gebildet, die bei der Niederschrift der Geschichten unterstützen und begleitet sollen. Diese Gruppen bestehen dann über die Zeit, in welcher die Beteiligung stattfindet. Außerdem die Demenzarbeit in der Quartiersarbeit, das ist der Versuch, Menschen aus dem Quartier an einen Tisch zu bringen, um den Stadtteil demenzfreundlicher zu gestalten. 

Daniel Wassenberg: Ich habe die Breitenausbildung im ASB mitgebracht und dort insbesondere den Aspekt der Ersten Hilfe mit Selbstschutzinhalten. 

 

Habt ihr eure Netzwerke genutzt bzw. welche Netzwerke habt ihr angezapft, um in euren Themen erfolgreich zu werden? Was gab’s da? Habt ihr Beispiele? 

Daniel Wassenberg: Wir sind der Brückenbauer in der Breitenausbildung. Bei uns finden Menschen zueinander, die sonst nicht zueinander finden würden. Die sich dann über uns als ASB miteinander vernetzen können. Beispielsweise in einem Erste-Hilfe-Kurs. Auf diese Weise können neue Netzwerke entstehen.  

 

Wie war das bei dir? 

Bärbel Deußen: Ich musste Netzwerke für meine Arbeit erst Mal aufbauen. Dafür war die Arbeit mit den bereits bestehenden Seniorennetzwerken ganz hilfreich. Mithilfe dieser Struktur konnten wir uns in dem Stadtteil besser präsentieren und dann wesentlich besser wahrgenommen. 

 

Gab es bei dem Aufbau der Netzwerke besondere Herausforderungen?   

Bärbel Deußen: Hat man natürlich immer wieder, weil man die Sachen ja immer wieder anbietet. Beispielsweise das Projekt Geschichtsschreiber – hier machen wir ja jedes Jahr eine neue Runde. 

 

Wie ist das im Bereich Erste Hilfe? 

Daniel Wassenberg: Die Herausforderung ist Kontakt zu den Kund*innen und Kunden und zu den Firmen zu halten und da auch im Gespräch blieben. Die wollen einen persönlichen und authentischen Ansprechpartner, eine Ansprechpartnerin der/ die greifbar ist, mit kurzen Reaktionszeiten, zu denen eine gewisse Bindung aufgebaut werden kann. Grade in der Breitenausbildung ist es nicht zielführend, wenn die Firmen mit dem Empfang sprechen und immer wieder weitergeleitet werden. Man muss hier den Kontakt halten und die Firmen regelmäßig daran erinnern, dass es für die Betriebshelfenden wieder an der Zeit ist, nochmal vorbeizukommen, dann klappt auch die Verbindung zwischen uns als ASB und den Firmen. 

 

Welche weiteren Mittel braucht es eurer Meinung nach noch, um Menschen zu gewinnen und für sich einzunehmen?  

Bärbel Deußen: Man braucht natürlich als Erstes eine gute Idee, der Inhalt muss stimmen mit dem man rüberkommen will und dann muss man gucken, wen man ansprechen will und auf welchem Weg das am besten funktioniert. Außerdem muss vor allem die Person auch in das Netzwerk passen. Teilweise kann es hier auch passieren, dass die Netzwerke so gut harmonieren, dass der Kontakt auch über die Zusammenarbeit hinaus bestehen bleibt. So ist es beispielsweise bei den Geschichtsschreiber*innen, bei welchen die Zusammenarbeit erstmal nur für einen zeitlich begrenzten Raum besteht.  

 

Ja das ist doch schön, wenn es dann auch ohne den ASB noch weiterläuft. Wie ist das bei dir mit den Firmen? Sind die Firmen, die bei dir Kunde sind, untereinander vernetzt? 
 

Daniel Wassenberg: Zum Teil sind die untereinander vernetzt, zum Teil initiieren wir das auch. Im Bereich Erste Hilfe sagen wir den Kundinnen und Kunden die beispielsweise eine klassische Kursgröße nicht erreichen, dass sie benachbarten oder befreundete Firmen anfragen können, ob die nicht zusammen Kurse belegen wollen. Das klappt oft ganz gut.  

 

Wie ist das denn mit der Übertragbarkeit. Jetzt seid ihr hier in Düsseldorf und es gibt ja noch andere Regionalverbände. Die Dinge, die bei euch funktionieren, funktionieren die eurer Meinung nach, auch bei anderen Regionalverbänden? Oder gibt es Dinge, die man übertragen kann? Wie stark ist die Frage der Individualität da zu stellen?  

Daniel Wassenberg: Da würde ich ganz pragmatisch sagen, die Übertragung geht ohne Probleme. Wenn man diesen Kundenkontakt pflegt, wenn man die richtige Person an der richtigen Stelle sitzen hat, dann geschehen diese Verknüpfungen miteinander: wenn sich rumspricht, dass der ASB einen guten Erste-Hilfe-Kurs macht, den der ja auch erfunden hat und dafür ja auch mit seiner Marke steht, dann ist das, glaube ich, nahezu ein Selbstläufer. Natürlich muss man in gewissen Bereichen mehr auf sich Aufmerksam machen, wir haben da das Glück, wir arbeiten in den meisten Bereichen sehr gleich. Anwendbar auf andere Gliederungen ist das schon. Dennoch muss jeder Verband auch auf seine regionale Individualität schauen. Hier braucht es die gewisse Finesse, wie man am besten mit den Leuten in der Region umgeht und mit denen spricht.  

 

Wie gut ist das im Quartiersmanagement übertragbar?  

Bärbel Deußen: Die grundsätzlichen Themen sind ohne Probleme übertragbar. Aber natürlich muss man die Themen immer auf den entsprechenden Stadtteil abstimmen, in dem man aktiv ist. Aber grundsätzlich sollte das überall funktionieren.  

 

Meine letzte Frage: Gibt’s denn Themen, wo ihr sagt also wir könnten besser sein wenn, gibt’s da Themen die euch fehlen? Gibt’s Strukturen, die fehlen?  

Bärbel Deußen: Vernetzung hat für mich immer auch was mit Menschen zu tun und mit Menschen die Zeit haben und das ist wahrscheinlich etwas, was der ASB nicht alleine leisten kann. Teilweise fehlen auch politische Strukturen. So auch in der Quartiersarbeit.  

Daniel Wassenberg: Vernetzung, Vernetzungsplattformen schaffen ist ganz wichtig, Austauschplattformen wie Best Practice Plattformen zu schaffen, um zu sehen wie es andere machen. Und von unserer Seite kann ich auch sagen, dass wir den anderen Gliederungen gegenüber nichts zu verbergen haben. Man muss das Rad nicht neu erfinden, und man kann gerne von Best Practice profitieren. Nur so werden wir stark und nur so werden wir auch ein guter, vielfältiger Verband und können uns von anderen abheben.  

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Das Interview ist jetzt ein halbes Jahr her. Wie ging es seitdem mit der Netzwerkarbeit in Ihrem Verband weiter? Gibt es hier neue Entwicklungen?

Daniel Wassenberg: Ja. Im Bereich der Freiwilligenarbeit konnten wir einen wahren Menschenschatz für unser Zentrum plus und die Abteilung Freiwilligenarbeit gewinnen. Michael Thomaschek ist im Rahmen eines 6-wöchigen Vorpraktikums für sein Studium Soziale Arbeit und Sozialpädagogik in unser Zentrum plus gekommen. Dort hat er zunächst das Vernetzungsprojekt ‚Alles für die Katz‘ betreut. Nach seiner Bachelorarbeit wird er in Teilzeit und hoffentlich auch bald in Vollzeit bei uns tätig sein.

 

Das klingt spannend. Es hat also gut gepasst in seinem Praktikum?

Daniel Wassenberg: Auf jeden Fall. Im Anschluss an sein Praktikum war er weiterhin als studentische Hilfskraft für das Projekt ‚Geschichtsschreiber‘ für den ASB tätig und war auch in verschiedene weitere Projekte im Bereich der Seniorenarbeit eingebunden. Dabei wuchs seine Begeisterung für die Quartiers- und Vernetzungsarbeit. Während seines Studiums baute Herr Thomaschek somit eine enge Bindung zum ASB und dem Zentrum plus auf. Die Harmonie mit dem Team fiel uns beiden auf, so dass gemeinsam nach einer Möglichkeit gesucht wurde ihn auch zukünftig für den ASB zu gewinnen.

Bärbel Deußen: Im Rahmen seines Studiums musste er weitere Praktika in anderen Bereichen, wie z.B. Familie und Kinder absolvieren. Dabei stand mehr die Beratung als die Projekt- und Quartierarbeit im Vordergrund. Herr Thomaschek merkte dabei schnell, dass ihm etwas fehlt und sein Schwerpunkt in einem anderen Bereich liegt. Glück für uns.

 

Es ist echt super wenn man einander findet und es so gut harmoniert. Nur wie kann er denn noch weiter in dem Bereich des Community Building unterstützen?

Bärbel Deußen: Im Gespräch mit Herrn Thomaschek erzählte dieser begeistern von einem Projekt, welches sehr gut zum Thema Communitybuilding passt:
Er spielt Gitarre und Klavier und hat Anfang des Jahres das Musikprojekt ‚Gemeinsam musizieren und improvisieren‘ initiiert. Dabei geht es um das Thema ‚Community Music‘ ein Ansatz, der in den letzten Jahren in Deutschland ankommt – der Schaffensprozess von Musik wird an die Community zurückgegeben, so dass Musik in dieser entsteht und dadurch das ‚Gemeinsame‘ fördert. Die Projektgruppe trifft sich einmal im Monat zum gemeinsamen Musizieren und findet dadurch zueinander – das Projekt baut Brücken. Auch durch das erwähnte Projekt ,Alles für die Katz´ vernetzen wir uns immer mehr im Quartier.

 

Danke für die neuen Infos. Wir freuen uns, hier bald noch mehr über weitere neue Entwicklungen zu erfahren.