Ein halbes Jahrhundert ist Gerhard Kunsteller nun schon für den Arbeiter-Samariter-Bund ehrenamtlich in der Erste-Hilfe-Ausbildung tätig. Aus diesem besonderen Anlass wurde der 87 Jahre alte Hattinger am Samstag, den 14. Januar 2017 in die Geschäftsstelle des ASB Regionalverbands Ruhr e. V. in Essen eingeladen, wo er für sein Dienstjubiläum geehrt wurde. Im persönlichen Interview blickt Gerhard Kunsteller auf ereignisreiche Zeiten zurück, in denen man noch keine Computer hatte und im Erste-Hilfe-Kurs in wahrhaft bren(n)zlige Situationen geraten konnte.
„Früher gab es Kurse zu den Lebensrettenden Sofortmaßnahmen, heutzutage unterreichtet man Erste-Hilfe. Die Kurse sind einheitlich, damit alle die gleichen Abläufe und Regeln erlernen. Im Vergleich zu damals hat sich einiges verändert. Vor ungefähr 15 Jahren gehörte es zum Beispiel zum Kurs eine brennende Puppe zu löschen. Das wird mittlerweile nicht mehr gemacht. Heute gibt es Computer und Beamer, mit denen die Ausbildung gestaltet wird. Als ich als Erste-Hilfe-Ausbilder angefangen habe, hatten wir nur Lehrtafeln und später dann Folien, die auf einen Overheadprojektor gelegt wurden“, so Gerhard Kunsteller.
Unabhängig von den Lehrmaterialien ist er davon überzeugt, dass man Erste-Hilfe nur dann gut vermitteln kann, wenn die zwischenmenschliche Ebene stimmt. „Einen guten Erste-Hilfe-Ausbilder macht aus, dass er nah am Teilnehmer ist. Von Frontalunterricht halte ich nichts. Stattdessen muss man einen Draht zu den Menschen im Kurs haben. Die gute Beziehungseben halte ich dabei für entscheidend. Des Weiteren muss ein Bezug zum Alltag hergestellt werden können. Die Lerninhalte sollten daher mit Beispielen aus dem täglichen Leben unterfüttert werden.“
September 1966 – der Anfang
„Mir wäre nie in den Sinn gekommen etwas anderes zu machen. So lange ich konnte wollte ich für den ASB in der Erste-Hilfe-Ausbildung tätig sein“, erklärt Gerhard Kunsteller. Zum ASB ist er Mitte der Sechziger gelangt. Damals absolvierte er seine Ausbildung in einem verwandten Arbeitsfeld. „Meine eigentliche Berufsausbildung habe ich beim Bund für den Selbstschutz (BSV) absolviert. Dort hatten wir auch einen Kurs in Lebensrettenden Sofortmaßnahmen, der vom ASB organisiert wurde. Der Kursleiter machte mich auf die Möglichkeit aufmerksam, mich beim ASB als ehrenamtlicher Ausbilder zu engagieren. Das war 1966. Im Herbst desselben Jahres machte ich dann die Ausbildung und seitdem bin ich für den ASB tätig. Von 1968 bis 1998 gab es den ASB Hattingen, dem ich angehörte. Danach wurde der ASB Hattingen in den ASB Regionalverband Ruhr e. V. aufgenommen.“
Gerhard Kunsteller, ein Erste-Hilfe-Urgestein
Über die lange Zeit, in der Gerhard Kunsteller schon für den ASB tätig ist, ist ihm dabei ein Tag ganz besonders im Gedächtnis geblieben. „Ich erinnere mich an einen Kurs, da war der ASB Ruhr noch nicht so groß wie heute und saß in der Harkortstraße in Essen. Das war 2001, an einem Samstag. Sage und schreibe 40 Teilnehmer waren erschienen. Normalerweise hatten wir pro Kurs zwischen zehn und zwölf Anmeldungen. Das war mein größtes Erfolgserlebnis: dass ich, als gebürtiger Hattinger, im ASB Ruhr eine so große Teilnehmerzahl begrüßen durfte. Ich war sehr stolz darauf. Durch meine Tätigkeit beim ASB war ich außerdem immer unter Leuten, habe viele verschiedene Menschen getroffen und interessante Gespräche geführt.“
Die vielen positiven Rückmeldungen und die Freude an seiner Arbeit lassen den Rentner auch heute nicht los: „Zwar gebe ich seit drei Jahren keine Erste-Hilfe-Kurse mehr, aber ich kümmere mich nach wie vor um die Sehtests für Führerscheinanwärter. In Hattingen bin ich in Sachen Erste-Hilfe noch immer bekannt wie ein bunter Hund.“