„Vielfalt im ASB“: Rückblick auf das bundesweite Netzwerktreffen

Das Frühjahrstreffen 2020 des LSBTI*-Netzwerkes fand aufgrund der Corona-Krise erstmalig als Videokonferenz statt.

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„Ich bin beeindruckt von dem engagierten Einsatz unserer ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter*innen in der aktuellen Situation. Nicht müde werdend greifen sie hochmotiviert den Menschen unter die Arme, die aufgrund der Covid-19-Erkrankung und deren Folgen in Not kommen“, zeigte sich Renate Sallet, stellvertretende Vorsitzende des ASB NRW e.V. in ihrem Grußwort an die Teilnehmenden des bundesweite LSBTI*-Netzwerktreffens angetan.

Auch das Frühjahrstreffen von „Vielfalt im ASB“, das am 29. Mai 2020 stattfand, stand unter dem Zeichen der Corona-Krise: Es fand nun erstmalig in Form einer Videokonferenz statt. An der digitalen Zusammenkunft nahmen Samariter*innen von Süddeutschland bis nach Berlin, von der regionalen, Landes- und Bundesebene teil.

Corona-Krise und LSBTI*

Die Pandemie und deren Auswirkungen waren zudem ein inhaltliches Schwerpunktthema. In einem Impulsreferat gab Markus Ullrich, Pressesprecher des LSVD, einen Überblick über die sozialen, gesundheitlichen und politischen Herausforderungen für LSBTI* durch die Pandemie. So hätten ältere LSBTI* oftmals keine jüngeren familiären Angehörigen, die Einkäufe erledigen könnten oder sich generell um sie kümmerten. Glücklicherweise gäbe es immer mehr Nachbarschaftshilfen, die hier ausgleichend tätig wären. Für junge LSBTI* könnte die Aufforderung, zu Hause zu bleiben, ebenfalls sehr belastend sein, vor allem, wenn sie nicht geoutet wären oder Angehörigen deren sexuelle Orientierung bzw. geschlechtliche Identität nicht akzeptieren würden. Treffen mit unterstützenden Freund*innen oder der Besuch von Coming-out-Gruppen wären als ausgleichende Maßnahme kaum möglich. Auch trans* Personen hätten immens unter den negativen Auswirkungen der Covid-19-Vorsichtsmaßnahmen zu leiden: geschlechtsangleichende Operationen würden verschoben, Beratungen und Gruppentreffen entfielen, Therapien und Verfahren zur Vornamens- oder Personenstandsänderung würden ausgesetzt. Zudem merkte Ulrich an, dass die Sichtbarkeit von LSBTI* aufgrund der Pandemie – gerade auch durch die Absage der CSD-Demonstrationen – abnehmen würde und so die Antidiskriminierungsarbeit behindert wäre (mehr Infos zum Thema hier).

Demenz und LSBTI*

Das zweite Schwerpunktthema betraf die Situation von an Demenz erkrankten LSBTI*, ein bislang wenig erforschtes Thema. Andreas Kringe von der Seniorenassistenz Kringe und Mitarbeiter bei der queeren Beratungsstelle „rubicon“, beleuchtete das Thema aus verschiedenen Perspektiven. So gab er einen Überblick über die verschiedenen Formen von Demenz und deren unterschiedlichen Symptome. Er betonte die Bedeutung von Betreuungsverfügungen, Vorsorgevollmachten und Patientenverfügungen. Und er riet, biografische Notizen zu persönlichen Eigenschaften und Vorlieben zu hinterlegen, um eine adäquate und persönliche Versorgung im Falle einer Demenz zu erleichtern. Sehr wichtig wären auch eine an Vielfalt orientierte Willkommenskultur der amulanten und stationären Einrichtungen und die Schulung von Pflegepersonal in Sachen LSBTI*. Last but not least mahnte Kringe verstärkte Forschungsaktivitäten zur Situation von älteren queeren Menschen an, um deren Situation besser zu verstehen und insgesamt zu verbessern.

Diversity-Management

Auch der vom ASB beschlossene Diversity-Management-Prozess (PDF) wurde beim Netzwerktreffen thematisiert. So konstatierte Renate Sallet: „Vor gut eineinhalb Jahren wurde auf dem ASB Bundeskongress ein Antrag zum Thema Diversity-Management-Prozess beschlossen. Ziel dieses Antrages war und ist es, mit der „Durchführung eines bundesweiten Diversity-Management-Prozesses im Arbeiter Samariter Bund“ Strukturen zu schaffen, inhaltliche Konzepte zu entwickeln, die dazu beitragen, dass Vielfalt nach innen und außen gelebt wird – und alle Mitarbeiter*innen die gleiche Wertschätzung erfahren –unabhängig von ihrer Nationalität, ihrem Geschlecht, ihrer Religion und Weltanschauung, ihrer sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität. Trotz des Beschlusses ist dieser Prozess bisher nicht wirklich in Gang gekommen. Aber ich bin überzeugt, dass sich das mit der neuen Bundesgeschäftsführung, die demnächst ihre Arbeit aufnimmt, ändern wird.“

Grundgesetzänderung

Zur Sprache kam bei dem Treffen die Gesetzesinitiative zur Erweiterung von Artikel 3 Absatz 3 des Grundgesetzes um das Merkmal der „sexuelle Identität“. Der ASB NRW hatte für eine Bundestagsanhörung im Februar 2020 eine Stellungnahme dazu abgegeben und sich für eine Annahme des Gesetzentwurfes ausgesprochen (Gesetzentwurf als PDF, ASB-NRW-Stellungnahme als PDF).

Paritätische Gesamtverband

Und auch die Aktivitäten des Paritätischen Gesamtverbandes in Sachen „queer“ kamen bei den Teilnehmenden gut an: So gab es im Frühjahr 2020 ein Treffen von Paritätischen Mitgliedsorganisationen, die sich um Bedarfe von LSBTI* kümmern, und im April 2002 hatte das Mitgliedermagazin des Dachverbandes als großes Schwerpunkthema „Queer“. Dort stellte sich auch das Netzwerk „Vielfalt im ASB“ vor (PDF-Ausgabe lesen).

Bis bald!

Der Termin für das nächste, dann mittlerweile zehnte Treffen von „Vielfalt im ASB“ ist im Herbst 2020. Das genaue Datum wird demnächst bekanntgegeben. Ergänzend sollen Videokonferenzen, Arbeitskreise zu bestimmten Themen und ein Austausch über eine digitale Kollaborationsplattform dem LSBTI*-Netzwerk neue Möglichkeiten des bundesweiten Austausches eröffnen. Egal ob lesbisch, schwul, trans, bi, inter oder hetero, ob Frau oder Mann, ob ehren- oder hauptamtlich … die Organisatoren freuen sich über die Teilnahme von Samariter*innen aus Nah und Fern!

Für Rückfragen steht Frank Hoyer vom Organisationsteam unter der Telefonnummer 0221 949707-21 bzw. E-Mail hoyer (at) asb-nrw.de gerne zur Verfügung. Viele Informationen und News zum Thema „ASB und LSBTI*“ bzw. „ASB und Diversity“ findet man unter www.asb-queer.de, www.facebook.com/asbqueer und www.instagram.com/asb_queer

Die Bezeichnung LSBTI steht für:
L = Lesben
S = Schwule
B = Bisexuelle
T = Trans
I = Intersexuelle
Das auch oft verwendete Sternchen * steht für die Vielfalt geschlechtlicher und sexueller Identitäten. Detailliertere Erläuterungen zur Vielfalt der sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität findet man zum Beispiel hier und hier