Der ASB hat sich bundesweit auf den Weg gemacht, um die Digitalisierung im Verband voranzutreiben und auch gesellschaftliche Impulse für eine menschengerechte Digitalisierung zu setzen.
Im Rahmen dieses Prozesses haben die Verantwortlichen des ASB Deutschland sich mit unserer Referatsleiterin Digitalisierung darüber unterhalten, wie eine menschengerechte Digitalsierung gelingen kann. Auch unsere innovative Berufsfelderkundung mithilfe von Virtual Reality kommt in dem Interview zur Sprache.
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Esther Finis, ASB NRW
Frage: Was gibst Du Menschen im Verband mit auf den Weg, die eigene Digital-Projekte starten wollen?
Esther Finis, ASB NRW: Da gibt es kein Patentrezept, das ich weitergeben kann - so, als würde man mich nach meinem liebsten Muffin-Rezept fragen. Vor allem gibt es keine Gelinggarantie. Das ist aber auf jeden Fall eine Erfahrung, die ich teilen möchte: Manchmal erfordert Digitalisierung Mut, etwas zu wagen, mit dem man noch keine Erfahrung hat und die Bereitschaft dafür, dass auch mal etwas schiefgehen kann. Das sollte uns aber nicht davon abbringen, Dinge auszuprobieren, uns auf Neues einzulassen.
Was mir auch wichtig ist in meiner Arbeit, ist diejenigen einzubeziehen, die die Technologie am Ende nutzen werden. Bei unserem VR-Projekt für Berufsbilder der Kinder- und Jugendhilfe haben wir zum Beispiel Jugendliche – Schüler:innen, Studierende, BFD’ler:innen – in die Planung und die Gestaltung der Drehbücher einbezogen. Wir haben ihre Fragen gesammelt und diese werden in der Anwendung beantwortet, stellvertretend für andere Jugendliche, die vor der Berufswahl stehen. Bei der Entwicklung unserer eLearning-Plattform ASB-Campus NRW haben wir ebenfalls Kursleitende aus unseren Regionalverbänden in die Entwicklung einbezogen, eine ausgiebige Testphase durchgeführt und das Feedback genutzt, um die Funktionsweise zu verbessern. Tests und ein strukturiertes Monitoring sind also auch etwas, wozu ich aus meiner Erfahrung heraus rate.
Doch nicht nur bei innovativen Projekten ist eine Beteiligung möglich, auch bei Verwaltungslösungen. So konnten zum Beispiel die betroffenen Kolleg:innen bei der Einführung einer Software zur Vermittlung von Hebammen in den ASB-Hebammenzentralen ihre Fachexpertise einbringen und das Programm an unsere Bedürfnisse anpassen. Diese Beteiligung hilft beim Einführen der neuen Technologien, erhöht ihre Akzeptanz und macht das Ergebnis besser, als wenn wir es einfach in der Landesgeschäftsstelle am Reißbrett planen.
Frage: Was bedeutet gute Digitalisierung für Dich?
Esther Finis, ASB NRW: Gute Digitalisierung bedeutet für mich, dass wir Menschen mithilfe digitaler Technologien neue Zugänge und Teilhabe ermöglichen und dass die, die digitale Technologien in ihrem Einsatz oder ihrem Dienst nutzen, sowohl von der Sinnhaftigkeit überzeugt als auch in der technischen Nutzung sicher sind.
Konkret heißt das: Digitalisierung darf kein Selbstzweck sein. Sie soll und muss uns dabei unterstützen, unseren Leitspruch in die Tat umzusetzen: Wir helfen hier und jetzt. Digitale Kommunikation, digitale Technologien und digitale Innovationen im ASB müssen in meinen Augen mit einem Fokus auf die Menschen eingesetzt werden, wir lassen uns nicht treiben von neuen Entwicklungen und suchen händeringend nach Einsatzfeldern dafür. Vielmehr nutzen wir innovative Ansätze und bewährte digitale Technologien, um für unsere Mitarbeiter:innen, unsere Ehrenamtlichen, unsere Kund:innen und Mitglieder den bestmöglichen Service, gute Arbeitsbedingungen und einen sicheren, vertrauensvollen Umgang mit ihren Daten und Informationen anzubieten.
Gute Digitalisierung kann übrigens nicht nur zur Gewinnung neuer Mitarbeiter*innen genutzt werden, wie wir es mit unserem VR-Projekt versuchen, sondern auch zur Mitarbeiterbindung. Homeoffice und regelmäßige digitale Teammeetings oder auch virtuelle Kaffeepausen sind hier ein aktuelles Beispiel.
Doch wir können auch darüber hinaus denken: Die Bereitstellung digitaler Technologien, die den Arbeitsalltag so gestalten, dass mehr Zeit für die Menschen, die wir betreuen, zur Verfügung steht – etwa Sturzsensoren oder digitale Dokumentation oder andere technologische Hilfsmittel, aber auch gute Programme für Buchhaltung und Finanzverwaltung – helfen dabei, Mitarbeiter:innen für uns zu begeistern und über viele Jahre hinweg ein attraktiver Arbeitgeber zu sein.
Frage: VR-gestützte Berufsbildorientierung – was kann das?
Esther Finis, ASB NRW: Virtual Reality gibt Interessierten die Möglichkeit, Situationen, die sie in ihrem Alltag nicht ohne weiteres erleben können, intensiv kennenzulernen. Studien zeigen, dass sich Nutzer:innen Inhalte, die sie in virtueller Realität erleben, schneller merken und länger behalten können. Das liegt unter anderem daran, dass VR ein sogenanntes „immersives Erlebnis“ bietet, bei dem sie also ganz in eine andere Wirklichkeit eintauchen und sich dabei neues Wissen aneignen oder vorher gefasste Vorstellungen überprüfen.
In unserem Fall bedeutet das, dass Interessierte eine KiTa, ein Familienzentrum, ein Jugendhaus und die Einsatzgebiete von Schulbegleiter:innen für Kinder und Jugendliche mit Behinderung lebensnah kennenlernen – und für sich eine hoffentlich bessere Entscheidung für ihre berufliche Zukunft treffen können. Die Anwendung ermöglicht es, sich unabhängig von Ort, Zeit und Endgerät (Tablet, Smartphone, Laptop oder Rechner) in den Einrichtungen umzusehen und berufliche Situationen digital zu erfahren. Mit oder ohne VR-Brillen können sich Interessierte so einen 360°-Überblick verschaffen und sich in jeder Szene verschiedene Fragen beantworten lassen. So erschließen sie sich den Berufsalltag von Erzieher:innen, Sozialpädagog:innen, Familienberater:innen, Schulbegleiter:innen und lernen mehr über den BFD und das FSJ. Zusätzliche Infokästen informieren über den ASB als Arbeitgeber und weitere verwandte Themen.
Nutzer:innen berichten uns häufig, wie real die Situation mir VR-Brille wird, wenn sie sich setzen und die digitale Erzieherin gegenüber auf einem kleinen Kinderstuhl eine halbe Etage tiefer sitzt. Eine weitere interessante Beobachtung ist, wenn mit VR-Brille ausgestattete Interessierte Übungen intuitiv nachahmen. Das passiert häufig im digitalen Jugendhaus, wenn sie eine Workshop-Szene zu Gewaltprävention erleben.
Natürlich macht VR auch einfach Spaß. Positive Emotionen helfen dabei, sich auf Neues einzulassen. Wir messen seit dem Start der Anwendung einen deutlich erhöhten Zugriff auf unser Stellenportal für Fachkräfte in der Kinder- und Jugendhilfe und hoffen, dass daraus eine konstant erhöhte Zahl von qualifizierten Bewerbungen resultiert.
Vielen Dank für das spannende Interview, liebe Esther!
Ansprechpartner*in
Esther FinisLeitung Referat Digitalisierung
Landesgeschäftsstelle
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0221 949707-12
finis(at)asb-nrw.de
Gerrit SuhrReferent Digitalisierung
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suhr(at)asb-nrw.de
Aylin HermannsRedakteurin digitale Kommunikation
Landesgeschäftsstelle
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