Menschenzentrierte Digitalisierung beim ASB in NRW

Aufbauend auf der Digitalisierungsstrategie des ASB NRW haben sich Landesgeschäftsstelle und  Landesvorstand des ASB NRW an der Erarbeitung eines bundesweiten Grundsatzpapiers zum Thema "menschenzentrierte Digitalisierung im ASB" beteiligt. Dieses Grundlagenpapier haben wir auch für die Nutzung auf Landesebene angepasst. Es bringt unsere Haltung zum Thema digitale Transformation zum Ausdruck und zeigt auf, welche Forderungen wir an Politik, Wirtschaft und Gesellschaft richten, um unseren Auftrag und Leitsatz auch in einer digitalisierten Welt gut umsetzen zu können: Wir helfen hier und jetzt.

Gute Argumente für eine digitale Ausrichtung des ASB

Wir helfen hier und jetzt – aber was brauchen wir in einer digitalisierten Welt, um als ASB unserem Anspruch gerecht zu werden? Im Leitbild unseres Verbandes finden sich einige Grundsätze, die für einen mutigen und offenen Umgang mit Herausforderungen unserer Zeit stehen: Der ASB passt seine Hilfeleistungen den Bedürfnissen der Menschen und den sozialund gesundheitspolitischen Entwicklungen an (5. Leitsatz). Damit das gelingt, schaffen wir allen im Verband Engagierten die nötigen Rahmenbedingungen und geben ihnen den Gestaltungsspielraum, den sie brauchen (6. Leitsatz). Unsere demokratische Vielfalt und föderale Struktur sind dabei das Fundament, auf dem Lösungen dort entstehen, wo sie gebraucht werden (7. und 9. Leitsatz).

Im Rahmen eines "Potsdamer Dialogprozess" genannten Strategieprozesses entwickelt der ASB bundesweit innovative Ideen und Modellprojekte in verschiedenen Arbeitsbereichen, die die Zukunft des Verbandes stärken. Digitale Transformation ist dabei ein wichtiger Schwerpunkt.

In Nordrhein-Westfalen knüpfen wir an unsere Digitalisierungsstrategie und erfolgreiche Umsetzungsbeispiele an. Einige herausragende Projekte stellen wir im Folgenden gemeinsam mit unseren Positionen und Forderungen vor.

Drei digitale Stärken des ASB

Digitale Technologien verändern grundlegend das Zusammenleben der Menschen – mit allen positiven und negativen Effekten. In diesem Prozess braucht es innovative Ideen und Macher*innen, die das gemeinsame Wohl und die integrativen Kräfte der Gesellschaft im Blick haben. Der ASB bringt diese Qualitäten mit:

  • Die nötige Anpacker*innen-Mentalität als Pionier:in der Ersthilfe ist Teil unserer DNS – der ASB entstand zur Zeit der industriellen Revolution, in der technologischer Fortschritt Lebens- und Alltagsrealitäten grundlegend verändert hat.
  • Als eine der größten Wohlfahrtsorganisationen in Deutschland mit 1,4 Millionen Mitgliedern schafft der ASB täglich Nähe und Begegnung. Der Verband ist ein bevorzugter Partner für den digitalen Sozialraum, bietet Wissen und Erfahrung aus der täglichen Arbeit und ist offen, für neue Kooperationen.
  • Regional Bedarfe erkennen, Lösungen erarbeiten und dann ausrollen – was klingt wie die Beschreibung eines agilen StartUps ist tägliche Realität und gelebte Praxis im ASB. Menschen entwickeln bei uns Ideen auf dem Nährboden einer pluralistischen und basisdemokratischen Verbandswelt. Wir wollen mehr davon!

Diese Stärken bringt der ASB mit, wenn wir unser Verständnis einer menschengerechten Digitalisierung entwickeln, das Thema gemeinsam strategisch durchdenken und beherzte Schritte im Verband mit unseren Partner*innen unternehmen.

Unsere Grundsätze und Forderungen im Überblick (PDF)

Der ASB setzt sich für eine menschenzentrierte Digitalisierung ein.

Der ASB gestaltet die weitreichenden Auswirkungen der digitalen Entwicklungen aktiv mit, und setzt sie nicht nur um. Wir orientieren uns dabei an den Bedarfen der Menschen und an unseren Werten.

Wir sind überzeugt: Digitalisierung muss gemeinwohlorientiert erfolgen.

Was ist Digitalisierung?

Digitalisierung beschreibt die Wechselwirkung von digital-technischer Innovation und dem, was die Gesellschaft daraus macht (vgl. H. Kreidenweis (Hrsg.): Digitaler Wandel in der Sozialwirtschaft). Diese zwei Dimensionen – die technische und die gesellschaftliche – wollen wir unserem Verständnis von Digitalisierung als definierende Elemente zugrunde legen.

Das Tempo der technischen Innovationen steigt – und damit auch die Schlagzahl an neuen Herausforderungen für die integrativen Kräfte unserer Gesellschaft. Deshalb braucht der ASB einen einen wirkungsvollen digitalen Kompass, damit wir als Verband unsere Kräfte gezielt einsetzen können. Wir wollen gemeinsam weit kommen.

Unsere Positionen im Überblick

Nutzer*innenorientierung

Das Prinzip der Nutzer*innenorientierung ist für den ASB ein Bekenntnis zu bestmöglichen digitalen Rahmenbedingungen für haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter*innen, Kund*innen und alle, die mit dem Verband interagieren.

► Unsere Forderung: Digitalisierung muss nutzer*innenorientiert sein.

► Hintergrund unserer Forderung

► Best-Practice-Beispiele

Barrierearmut

Eine menschenzentriert verstandene und angewandte Digitalisierung hat den Anspruch, Hürden zu senken und Teilhabe zu ermöglichen.

► Unsere Forderung: Digitalisierung muss helfen, Barrieren abzubauen.

► Hintergrund unserer Forderung

► Best-Practice-Beispiele

Sicherheit und Datenschutz

Eine menschenzentrierte IT-Struktur im ASB setzt gesetzlich geregelte Sicherheitsstandards um und ermöglicht einen sorgsamen Umgang mit uns anvertrauten Daten.

► Unsere Forderung: Im digitalen Raum muss Sicherheit und Datenschutz vor wirtschaftlichen Interessen gehen.

► Hintergrund unserer Forderung

► Best-Practice-Beispiele

Transparenz und Wirkung

Der ASB setzt digitale Lösungen da ein, wo sie helfen, unseren Unterstützer:innen gegenüber größtmögliche Transparenz zu gewährleisten und unsere Positionierung als wirkungsvolle Hilfsorganisation zu stärken.

► Unsere Forderung: Digitalisierung muss Transparenz fördern und Wirksamkeit nachvollziehbar machen.

► Hintergrund unserer Forderung

► Best-Practice-Beispiele

Digitales Ehrenamt

Menschenzentriertes digitales Ehrenamt nutzt digitale Möglichkeiten, um wirkungsvoll Hilfe leisten zu können.

► Unsere Forderung: Digitales Ehrenamt muss anerkannt werden.

► Hintergrund unserer Forderung

► Best-Practice-Beispiele

Freie und lizenzpflichtige Software

Der ASB unterstützt freie Software wo möglich und bekennt sich dazu, Code aus öffentlichen Mitteln offen zu legen.

► Unsere Forderung: Freie Software muss mit öffentlichem Geld gefördert werden.

► Hintergrund unserer Forderung

► Best-Practice-Beispiele

Soziale Interaktion im digitalen Raum

Der ASB fördert die Ausgestaltung von digitalen Räumen, die den offenen und konstruktiven Dialog in unserer Gesellschaft stärken.

► Unsere Forderung: Menschen müssen in einer digitalisierten Welt vor Cybermobbing, Grooming oder Hating geschützt werden.

► Hintergrund unserer Forderung

► Best-Practice-Beispiele

Innovationsfreude

Der ASB ist offen gegenüber innovativen Ansätzen und fördert eine Kultur des vernetzten Wissens und der Fehlertoleranz.

► Unsere Forderung: Digitalisierung braucht Innovationsfreude.

► Hintergrund unserer Forderung

► Best-Practice-Beispiele

Digitale Interessen vertreten

Der Verband steht für seine Mitglieder, Leistungsempfänger:innen und im Verband Engagierte für einen menschengrechten, gemeinwohlorientierten digitalen Fortschritt ein.

► Unsere Forderung: Wir brauchen Beteiligung und Interessensvertretung.

► Hintergrund unserer Forderung

► Best-Practice-Beispiele

Technologie an ethischen Kriterien messen und nachhaltig einsetzen

Eine menschenzentrierte Digitalisierung schafft Transparenz über Technik, ihre Einsatzfelder und Folgen.

► Unsere Forderung: Wir brauchen Standards und Normen für sozial und ökologisch ausgewogene Entscheidungen.

► Hintergrund unserer Forderung

► Best-Practice-Beispiele

Digitales Wissen

Der ASB erkennt an, dass digitales Wissen und die Wissensvermittlung entscheidend für die gesellschaftliche Teilhabe und die Entwicklung der eigenen Organisation sind, und setzt sich für dessen barrierearme Verbreitung ein.

► Unsere Forderung: Digitales Wissen muss darauf ausgerichtet sein, die Kompetenz zum selbstbestimmten Lernen zu stärken.

► Hintergrund unserer Forderung

► Best-Practice-Beispiele

Hybrider Sozialraum

Der ASB sieht es als seine Aufgabe, ein lokaler Ansprechpartner für Menschen im hybriden Sozialraum zu sein und entwickelt seine Angebote weiter.

► Unsere Forderung: Der hybride Sozialraum braucht eine enge Zusammenarbeit mit dem sozialen Sektor.

► Hintergrund unserer Forderung

► Best-Practice-Beispiele

Forderungen für eine menschenzentrierte Digitalisierung

Die hier formulierten Forderungen für eine menschenzentrierte Digitalisierung vertritt der ASB stellvertretend für alle vulnerablen Menschengruppen, die ohne die starken Stimmen der integrativen Kräfte unserer Gesellschaft Gefahr laufen, ausgeschlossen zu werden. Sie richten sich an die gewählten Vertreter*innen der Bürger*innen und alle digitalpolitischen Entscheidungsträger:innen. Alle integrativen gesellschaftlichen Kräfte sind eingeladen, sich diesen Forderungen anzuschließen.

Diese Forderungen bedeuten für den ASB eine Verantwortung, das eigene Handeln noch stärker an seinem digitalen Grundverständnis auszurichten und stetig zu verbessern. Das kostet Ressourcen. Die Menschen und die Fähigkeit zur Hilfe stehen zu jeder Zeit im Fokus.

Digitalisierung muss nutzer*innenorientiert sein.

Das bedeutet für uns, dass Anwender*innen intuitiv und datensicher digitale Vorgänge vorfinden, die sie aufwandsarm zum gewünschten Ergebnis führen. Dafür braucht die Wohlfahrt konstant entwickelte Infrastrukturen, die sich wandelnden technischen Anforderungen gerecht werden. Alle Akteur*innen müssen in der Lage sein, das Online Zugangsgesetz (OZG) umzusetzen.

Digitalisierung muss helfen, Barrieren abzubauen.

Die Perspektiven von Menschen, die z.B. aufgrund ihres Alters, körperlicher oder geistiger Einschränkungen oder fehlender finanzieller Ressourcen von der Nutzung digitaler Angebote ausgeschlossen sind, müssen bei der Planung und Entwicklung mitgedacht werden. Die EU-Richtlinie 2016/2102 muss konsequent umgesetzt werden.

Im digitalen Raum muss Sicherheit und Datenschutz vor wirtschaftlichen Interessen gehen.

Es braucht leistbare und rechtssichere Möglichkeiten für jede und jeden, Daten souverän zu sichern. Dazu gehören explizit auch Metadaten. Anbieter:innen, die in Deutschland tätig sind, müssen verpflichtet werden, ladungsfähige Adressen vorzuhalten.

Digitalisierung muss Transparenz fördern und Wirksamkeit nachvollziehbar machen.

Der ASB nutzt digitale Anwendungen dafür, Menschen zu informieren und einzubinden. Digitalisierung muss mehr Möglichkeiten schaffen, dass Menschen ihr Bürger:innenrecht wahrnehmen können. Außerdem fordern wir, dass die Politik Unternehmen stärker in die Pflicht nimmt. Dazu gehört eine zeitliche Begrenzung des Geschäftsgeheimnisses und die Erlaubnis, Chatverläufe zu Untersuchungsakten hinzufügen. Das Informationsfreiheitsgesetz muss in allen Bundesländern umgesetzt, bzw. eingeführt werden.

Digitales Ehrenamt muss anerkannt werden.

Dazu gehört für den ASB z.B. Übungsleiterpauschalen für digitales Engagement zuzulassen und Versicherungsregelungen für private Ressourcen zu schaffen, die im Ehrenamt genutzt werden. Außerdem braucht es aus unserer Sicht eine konsequente Umsetzung von Responsible Disclosure und den Schutz
vor Klagen für Menschen, die Sicherheitslücken entdecken und melden. Deshalb muss der Hacking-Paragraf abgeschafft werden. Der ASB ist gegen Hackbacks.

Freie Software muss mit öffentlichem Geld gefördert werden.

Das heißt für den ASB, dass aus öffentlichen Mitteln finanzierter Code grundsätzlich offengelegt werden muss. Dafür braucht die Verwaltung digitales Wissen, um guten Code bewerten und anwenden zu können.

Menschen müssen in einer digitalisierten Welt vor Cybermobbing, Grooming oder Hating geschützt werden.

Digitale Bildung und die Vermittlung von Medienkompetenz ist genauso entscheidend wie die Bereitstellung von qualifizierten Beratungsangeboten. Dazu können Planspiele für Schüler:innen zu der Verbreitung von Fake-News, die Weiterentwicklung von Kompetenzen in den strafverfolgenden Behörden oder die Schaffung von Spezialeinheiten gehören.

Digitalisierung braucht Innovationsfreude.

Die Politik muss die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen fördern, die auch das Scheitern ermöglichen. Bedingt rückzahlbare Darlehen für digital-innovative Akteure müssen ausgebaut werden.

Beteiligung und Interessensvertretung

Um digitale Interessen effektiv vertreten zu können, muss der regelmäßige Austausch zwischen Politik und Akteur*innen der Zivilgesellschaft zu einer gemeinwohlorientierten Digitalisierung ausgebaut und Bürger*innen stärker beteiligt werden.
 

Standards und Normen für sozial und ökologisch ausgewogene Entscheidungen

Damit sozial und ökologisch ausgewogene Entscheidungen beim Einsatz und in der Entwicklung digitaler Technologien getroffen werden, müssen Standards und Normen entwickelt werden, die Anreize für entsprechendes Handeln schaffen. Das Recht auf Reparatur digitaler Endgeräte, die digitale Grundausstattung als Teil der sozialen Grundsicherung, Green Coding – hier gibt es viel Handlungsspielraum.

Digitales Wissen muss darauf ausgerichtet sein, die Kompetenz zum selbstbestimmten Lernen zu stärken.

Digitales Wissen, von den Lehrplänen in unseren Schulen und Universitäten bis zu weitreichenden Angeboten in der Erwachsenenbildung, muss darauf ausgerichtet sein, die Kompetenz zum selbstbestimmten Lernen zu stärken. In einem Umfeld, in dem sich das Wissen schnell weiterentwickelt, ist das „Lernen lernen“ eine zentrale Kompetenz, die durch projektbasierte Aufgabenstellungen gestärkt wird. Um sich zu digitalen Themen weiterbilden zu können, muss entsprechende Infrastruktur allen zur Verfügung stehen.

Enge Zusammenarbeit mit dem sozialen Sektor

Für eine sinnvolle Verknüpfung der analogen und der digitalen Welt im hybriden Sozialraum braucht es eine enge Zusammenarbeit zwischen gemeinwohlorientierten Organisationen vor Ort und digitalen Wissensträger*innen. Diese Verknüpfung muss verstärkt gefördert werden.

Best-Practice-Beispiele beim ASB in NRW

Ansprechpartner*in

Esther FinisLeitung Referat Digitalisierung

Landesgeschäftsstelle
Kaiser-Wilhelm-Ring 50
50672 Köln

0221 949707-12
finis(at)asb-nrw.de

Aylin HermannsRedakteurin digitale Kommunikation

Landesgeschäftsstelle
Kaiser-Wilhelm-Ring 50
50672 Köln

0221 949707-26
hermanns(at)asb-nrw.de

Gerrit SuhrReferent Digitalisierung

Landesgeschäftsstelle
Kaiser-Wilhelm-Ring 50
50672 Köln

0221 949707-27
suhr(at)asb-nrw.de

Elif TelaseliWerkstudentin Referat Digitalisierung

Landesgeschäftsstelle
Kaiser-Wilhelm-Ring 50
50672 Köln

telaseli(at)asb-nrw.de