Sind Sie bereit für den Ernstfall?
Jede*r kennt die Bilder von reißenden Fluten, die ganz Häuser zerstören. Die schrecklichen Ereignisse in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im Sommer 2021 sind ein dramatisches Beispiel dafür (mehr). Doch auch weitaus weniger intensive Hochwasser können bedeutende Schäden anrichten. Stromausfälle, eine unterbrochene Wasser- und Gasversorgung oder verunreinigtes Trinkwasser sind mögliche Folgen. Durch die starke Verschmutzung und beschädigte Sanitäranlagen können sich Krankheitserreger leichter verbreiten.
Was ist Hochwasser und wie entsteht es?
Von Hochwasser spricht man, wenn ein Wasserpegel über einen längeren Zeitraum über seinem normalen Niveau liegt. Dies kann auftreten nach heftigen Stürmen an der Küste, aufgrund von Starkregen oder Schmelzwasser am Ende des Winters, oder im Frühling. Durch den Klimawandel nimmt in Deutschland die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Hochwasser zu. Örtlich begrenzte Starkregen führen häufig in kleinen Flusseinzugsgebieten dazu, dass Bäche und Flüsse in kurzer Zeit anschwellen. Sie können sich in diesen Gebieten zu Sturzfluten mit großer Zerstörungskraft entwickeln.
Was zu tun ist, wenn ein Hochwasser droht?
Mehren sich erste Warnungen vor einem Hochwasser, ist es wichtig, auf dem Laufenden zu bleiben. Wetterwarnungen sowie amtliche Meldungen von Behörden sollten genau verfolgt und ernstgenommen werden. Stelle sicher, dass du auch bei einem Stromausfall weiterhin die Nachrichten hören kannst, etwa mit einem batteriebetriebenen Radio oder einem Kurbelradio. Besteht akute Gefahr für ein Hochwasser, sollten zügig bauliche Maßnahmen getroffen werden. Abhängig von der Wohnsituation und den gegebenen Möglichkeiten, lassen sich folgende bauliche Vorsorgemaßnahmen zum Schutz des eigenen Heims vor Hochwasser treffen:
- Sandsäcke, Schalbretter, wasserfeste Sperrholzplatten und Silikon zum Absichern besorgen.
- Wertvolle Möbel und Geräte in die oberen, hochwassergeschützten Räume bringen.
- Gefährliche Stoffe oder Chemikalien vor Wasser schützen.
- Den Heizöltank gegen den Auftrieb durch das Wasser sichern, etwa durch Ballast oder Verankerung an der Wand.
- Ausreichend Vorräte besorgen.
- Insektenschutzmittel kaufen, da nach Abklingen eines Hochwassers häufig Mücken und andere Schädlinge ins Haus kommen.
Wie man die eigene Familie auf ein Hochwasser vorbereitet
Noch wichtiger als der Schutz der eignen vier Wände ist der ihrer Bewohner. Regelt vorab, wer für welche Aufgaben zuständig ist und besondere Unterstützung benötigt. Gibt es Kinder, kranke und hilfebedürftige Menschen im Haushalt, die vor dem Hochwasser in Sicherheit gebracht werden müssen? Wenn möglich, kann man sich auch mit den Nachbarn abstimmen, um im Notfall gegenseitig Hilfe zu leisten und Not- und Gefahrenzeichen festzulegen. Solltest du Haustiere haben, muss ebenfalls vorab geplant werden, ob sie bei Hochwasser an einem anderen Ort besser versorgt werden können.
Wenn das Hochwasser eintritt: Das sollte jetzt getan werden
Ist das Hochwasser angekommen, gilt es, einen kühlen Kopf zu bewahren. Hilf anderen, wenn es dir möglich ist, aber bringe dich nicht selbst in Gefahr. Folge den Anweisungen der Einsatzkräfte, sobald diese eintreffen und beachte eventuelle Absperrungen. Betritt keine Uferbereiche, wegen der Gefahr von Unterspülungen oder Abbrüchen. Prüfe zuhause, ob alle getroffenen Vorsorgemaßnahmen ausreichen. Räume Kellerräume aus, die mit Wasser volllaufen könnten. Schau nach, ob alle Rückstauklappen im Keller einwandfrei funktionieren. Schalte elektrische Geräte und Heizungen aus, um die Gefahr eines Stromschlags zu vermeiden. Wenn möglich, sollten die Sicherungen des ganzen Gebäudes herausgedreht werden.
- Fortbewegung bei Hochwasser: So vermeidest du Unfälle und Schäden
- Vermeide unnötige Fahrten. Das Auto auf höher gelegenen Parkplätzen parken.
- Vorsicht: Tiefgaragen können bei Hochwassergefahr zu tödlichen Fallen werden.
- Nicht mit dem Auto durch überflutete Straßen fahren. Der Katalysator mit einer Betriebstemperatur von 700 Grad Celsius zerspringt bei plötzlicher Abkühlung durch Wasser.
- Überflutete oder teilüberflutete Straßen dürfen nicht befahren werden.
- Das Fahrzeug abschleppen lassen, wenn es bis über die Räder im Wasser steht.
Was nach dem Hochwasser ansteht
Zieht sich das Wasser zurück, folgt eine Bestandsaufnahme der Schäden. Diese sollten für die Versicherung sorgfältig fotografiert und dokumentiert werden. Anschließend kann mit den Aufräumarbeiten begonnen werden.
- Wasserreste und Schlamm aus dem Haus räumen.
- Mit den Abpumparbeiten erst beginnen, wenn klar ist, dass der Grundwasserspiegel ausreichend gesunken ist.
- Räume schnellstmöglich trocknen, um Bauschäden oder Schimmel zu vermeiden.
- Elektrik, Heizöltanks und in besonderen Fällen die Baustatik vom Fachmann überprüfen lassen.
- Rufe die Feuerwehr, wenn Schadstoffe wie Farben, Lacke, Pflanzenschutzmittel, Benzin oder Öl freigesetzt wurden.
- Schmutzige, defekte Möbel und verdorbene Lebensmittel gehören nicht einfach in den Hausmüll, sondern müssen fachgerecht entsorgt werden.
- Kein Obst, Gemüse und Salat aus überschwemmten Gebieten essen.
Noch mehr Tipps und Strategien zur richtigen Vorsorge bei Katastrophen und Krisen gibt es in unseren Kursen, die wir in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe anbieten. Fragen Sie den ASB in Ihrer Nähe nach den nächsten Terminen.
Ansprechpartner*in
Stephan RzadkowskiLeitung Rettungsdienstschule und Breitenausbildung
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